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Meine Mama und die Nobelparfumerie Ruttner - 1960 |
Das Leben meiner Mama und ihre Geschichte aus ihrem reichen Arbeitsleben in der Parfumerie Ruttner "Meine Damen wir müßen was tun, der Boß wird gleich da sein, ich spüre das!" Alle strebten folgsam auseinander und beschäftigten sich emsig mit Lippenstifte ordnen, Flacons besser ins Licht rücken, Schubladeninhalte sortieren. Gerti zog sich schnell mit einem Lippenstift Ihre Lippen nach, Annemarie zog Ihren Pulli zurecht um Ihr Dekolletee besser in Form zu bringen und meine Mama, für mich so toll groß und wichtig in Ihrer Rolle als verantwortliche Geschäftsführerin widmete sich der „geliebten“ Kassa und den noch handgeschriebenen Kassablocks der Tageslosung! "Einen schönen guten Abend die Damen", begrüßte der Besitzer der In- und Feinparfumerie Ruttner plötzlich wirklich seine Besten, - in einer Zeit als die Kärntnerstraße noch von der Autobuslinie 4 inmitten einer Autokolonne, umrahmt von vielen parkenden Autos eine der wichtigsten und populärsten Geschäftstraßen Wiens war! Pulsierend im Strom der vornehmen Leute die von den Auslagen der Haute Couture Fürnkranz zu der besagten bestsortiertesten und edelsten Parfumerie schlenderten, wo sich die bekanntesten Opernsänger und Schauspieler gerne beraten ließen um sich anschließend noch bei einem Espresso oder einem Glas Sekt in der guten alten „Munier“ daneben trafen! "Hallooo Boß" riefen seine erfreuten Damen alle im Chor! "Ich habe aus Marokko eine besondere Badekollektion mitgebracht, die sich hier paßend von Euch gut verkaufen lassen muß!" Zwei große Koffer wurden geöffnet und mit einem langgezogenen oohh und aahh die tollen edel reich verzierten Badekleider bestaunt und bewundernd entnommen! Gute alte Kundinnen die noch bei der Tür neugierig hereinschauten obwohl schon lange Ladenschluß war, gleich anprobieren und kaufen wollten, bevor noch die Teile mit Preisen fertig zum Verkauf präpariert waren! Die Augen aller glitzerten euphorisch als er noch die mit bunten Steinen besetzten Badeschuhe aus dem goldfarbenen Karton mit dem weißen mit goldenen Initialen bedruckten Seidenpapier ausschälte! Eine Dame stolperte plötzlich fast in die ebenerdige große aber sehr voll geschlichtet und dekorierte Auslage um auf den schwarz gelben Schirm zu zeigen: "Ja den mit dem goldenen Griff!" Unsere Frau Friedel hielt die Kundin gerade noch zurück bevor sie sich selbständig in der Auslage zu schaffen machte und holte den Schirm heraus, wobei durch eine ruckartige Bewegung die toll reich verzierte Schlaufe beindruckend baumelte! "Wunderbar, bitte was kostet denn dieses feine Stück, das wird nicht billig sein", fragte die Kundin erwartungsvoll ängstlich! "Nein", entgegnete die Verkäuferin raffiniert, "aber es regnet dann auch edler mit diesem Schirm!" Schmunzelnd begeistert ließ sich die Kundin das "feine" Stück gleich einpacken! Es wurde bezahlt und was alle Kundinnen so liebten, es wurden noch einige sogenannte "Proberln" dazu ins Sackerl gepackt! "Für Ihre wunderbare Haut, damit sie noch strahlender und jünger aussehen Gnä´frau!" flötete die gut geschulte Verkäuferin! Bevor die inzwischen auf 7 Schönheitswölkchen schwebende Kundin zum Ausgang schritt, hielt sie noch an bei einem schmiedeeisernen Glasfächerregal mit unzähligen Parfumtestern aneinandergereiht und erwartungsvoll tönten auch schon die Worte: „Mit welchem Duft dürfen wir Sie noch verwöhnen gnädige Frau?“ Mit einer Hand liebevoll schützend vor das Gesicht gehalten, wurde sie in eine Wolke von den besten Aromen gehüllt und glücklich aus dem Geschäft begleitet! Zufrieden beobachtete der Boß solche Szenen gerne aus der Ferne, denn durch diesen werbetechnisch gut durchdachten Aromanebel der sich weiter vor dem Geschäft ausbreitete, wurden alle weiteren vorbeigehenden Damen magisch angezogen und durch sein freundliches, perfekt geschultes Team mit den wirkungsvollsten teuren Cremen und zahlreichen sonstigen Verschönerungsartikeln verwöhnt und glücklich gemacht! |
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